Marktbericht
Stand: 24.06.2022 09:54 Uhr
Die DAX-Bullen sind mit ihrem Erholungsversuch nach dem gestrigen Kurssturz krachend gescheitert. Das deutsche Börsenbarometer markiert ein neues Drei-Monats-Tief und sendet damit ein frisches Verkaufssignal.
Der DAX ist verhalten in den letzten Handelstag der Woche gestartet. Die große Gegenreaktion auf die gestrigen Kursverluste, die sich im vorbörslichen Handel heute früh noch abzeichnete, bleibt aus. Zum Handelsstart auf XETRA zogen die deutschen Standardwerte um 0,3 Prozent auf 12.946 Punkte an.
DAX fällt unter gestriges Tagestief
Doch auch diese leichten Kursgewinne sind schnell aufgezehrt. In der ersten halben Handelsstunde rutscht der DAX immer weiter ab. Selbst das gestrige Tagestief bei 12.913 Zählern kann den Bären (Verkäufern) keinen Einhaltgebieten.
Der DAX markiert bei 12.905 Zählern ein neues Drei-Monats-Tief. Im weiteren Handelsverlauf könnte die Veröffentlichung des ifo-Index für neue Kursimpulse sorgen. Experten erwarten für Juni einen leichten Rückgang auf 92,9 Punkte von 93,0 Zählern.
Das R-Wort lehrt die Anleger das Fürchten
Die Ausrufung der Alarmstufe beim Notfallplan Gas durch Bundeswirtschaftsminister Habeck hatte gestern den Ausverkauf am deutschen Aktienmarkt beschleunigt. Bis auf 12.913 Zähler geht es in die Tiefe.
Nach einem gescheiterten Stabilisierungsversuch zu Wochenbeginn hatte der DAX bereits an den Tagen zuvor unter Druck gestanden; das R-Wort vergraulte die Investoren. Anleger sorgen sich, die Notenbanken, die sehr lange gezögert hatten, die Inflation überhaupt als anhaltendes Problem zu identifizieren, könnten nun durch eine zu rasche Straffung ihrer Geldpolitik eine Rezession hervorrufen.
Wichtige DAX-Marken im Visier
Mit der Markierung eines frischen Drei-Monats-Tiefs sendet der DAX ein neues technisches Verkaufssignal. Anleger müssen sich nun auf einen baldigen Test des März-Tiefs bei 12.439 Zählern einstellen.
„Um den größten Druck vom DAX zu nehmen, bedarf es zumindest einer Rückeroberung des Vorgängertiefs vom vergangenen Donnerstag bei 13.008 Punkten oder noch besser eines Abschlusses der jüngsten Abwärtskurslücke bei 13.206/13.273 Punkten“, unterstreichen die Technischen Analysten von HSBC in einer aktuellen Analyse.
Gute Vorgaben von der Wall Street
Die Anleger am deutschen Aktienmarkt brechen damit zunächst die guten Vorgaben der Wall Street ab. Die US-Börsen haben gestern nach einem volatilen Handelsverlauf mit Kursgewinnen geschlossen. Vor allem Technologiewerte und defensive Aktien wurden gefragt.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones geht um 0,6 Prozent höher auf 30.677 Punkte aus dem Handel. Der technologielastige Nasdaq rückte 1,6 Prozent auf 11.232 Punkte vor. Der breit gefasste S&P 500 behauptet rund ein Prozent auf 3795 Punkte zu.
Powell strebt „sanfte Landung“ an
US-Notenbankchef Jerome Powell hatte sich bei seiner halbjährlichen Anhörung vor dem US-Kongress zum Ziel der Inflationsbekämpfung bekannt. Dabei strebe sein Haus an, die US-Wirtschaft behutsam abzukühlen. Es werde allerdings schwerer, dieses Ziel zu erreichen.
Viele Ökonomen und Anleger fürchten, die rasche Straffung der US-Geldpolitik könnte die größte Volkswirtschaft der Welt in eine Rezession stürzen – mit fatalen Folgen für die Weltwirtschaft und die Gewinne der Unternehmen.
Nikkei schließt mit deutlichen Gewinnen
Die Erholung der Wall Street hat die Anleger an den Asien-Börsen zum Aktienkauf ermunert. Der japanische Nikkei-Index stieg um 1,2 Prozent auf 26.492 Punkte, an der Börse Shanghai ging es um 0,9 Prozent aufwärts auf 3349 Zähler. In China hellte eine umgerechnete 8,5 Milliarden Euro schwere Geldspritze der dortigen Notenbank zusätzlich die Stimmung auf.
Euro und Gold mit leichten Gewinnen
Im frühen Devisenhandel zeigt sich der Dollar etwas schwächer. Parallel dazu steigt der Euro um 0,2 Prozent auf 1,0542 Dollar. Damit notiert die europäische Gemeinschaftswährung wieder klar über der Marke von 1,05 Dollar, unter die sie gestern noch im Handelsverlauf gerutscht war.
Der etwas schwächere Dollar kommt den in Dollar notierenden Rohstoffen zugute. Eine Feinunze Gold kostet 1826 Dollar und damit 0,1 Prozent mehr als am Vortag.
Zalando-Aktie mit Kurseinbruch
Der Online-Modehändler Zalando befürchtet wegen der zuletzt stark eingetrübten Wirtschaftsperspektiven eine längere Nachfrageflaute. Daher strich das im DAX notierte Unternehmen gestern Abend seine Jahresziele zusammen und rechnet 2022 bestenfalls noch mit einem kleinen Umsatzwachstum. Die Aktien brechen im frühen Handel um rund 15 Prozent ein.
Deutsche Bank: US-Tochterpunkte bei Fed-Stresstest
Das gute Ergebnis der US-Tochter beim Stresstest der Notenbank Fed ermuntert Anleger zum Einstieg bei der Deutschen Bank. Die Aktien des Geldhauses steigen vorbörslich um 2,8 Prozent. Die US-Sparte der Deutschen Bank, die in den vergangenen Jahren mehrfach durchgefallen war, hatte mit 22,8 Prozent die höchste Kapitalquote.
Vorstand verzichtet auf kleinen Teil seines Bonus
Der zehnköpfige Vorstand der Deutschen Bank hat sich Kreisen bereit erklärt, auf einen kleinen Teil seiner Boni zu verzichten; es geht um jeweils 75.000 Euro. Die Bank hatte sich Ärger mit der Aufsicht eingehandelt wegen der weit verbreiteten Nutzung privater Kommunikationskanäle wie WhatsApp für geschäftliche Kommunikation unter den Mitarbeitern.
Chipmangel wird auch Airbus treffen
Der DAX-Konzern Airbus rechnet noch mit einer beschleunigten Chipknappheit. Das Thema werde die Branche noch zwei Jahre begleiten, Mike Schöllhorn, der Chef der Rüstungssparte, zu Reuters. Die Luftfahrtbranche sei später betroffen als die Autoindustrie, und der angestrebte Bereich wegen geringerer Stückzahlen nochmal später, „aber irgendwann trifft es uns auch“.
Börsengang: Porsche setzt trotz Konjunktursorgen auf Börsengang
Der Porsche-Vorstand sieht trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen keinen Grund, den geplanten Börsengang abzusagen. Die Vorbereitungen dafür liefen auf Hochtouren, sagte Vorstandschef Oliver Blume der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Auch Konjunktursorgen, das Börsenumfeld und der Krieg in der Ukraine brächten Porsche nicht von dem ab.
Lufthansa streicht weitere 2200 Flüge in Ferienzeit
Mitten in der Sommerferienzeit streicht die Lufthansa wegen Personalmangels mehr als 2000 weitere Flüge an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München. Schon vor gut zwei Wochen hatte sie angekündigt, hier 900 Verbindungen an Freitagen und Wochenenden im Juli zu stornieren.
Squeeze-out bei Adler Real Estate
Der Immobilienkonzern Adler Group wird seine deutsche Tochter Adler Real Estate komplett übernehmen und die übrigen Aktionäre hinausdrängen. Die mit 96,7 Prozent an Adler Real Estate beteiligte luxemburgische Muttergesellschaft hat ein Squeeze-out-Verfahren beantragt, bei dem alle übrigen Aktionäre zwangsweise festgestellt werden, teilten beide Firmen mit. Zuvor hatte die Finanzaufsicht BaFin ihre Prüfung der Bilanzen von Adler Real Estate auf das Jahr 2021 ausgeweitet.
Post-Konkurrent FedEx mit Umsatzsprung
Der US-Logistikkonzern FedEx hat im jüngsten Geschäftsquartal deutlich mehr Umsatz gemacht. Die Erlöse legen gegenüber dem Vorjahreswert um acht Prozent auf 24,4 Milliarden Dollar zu, wie der Post-Konkurrent gestern nach US-Börsenschluss mitteilte. Das kam bei den Anlegern gut an; die Aktie stieg nachbörslich.
Nike kehrt Russland ganz den Rücken
Der weltgrößte Sportartikelkonzern Nike wird sich angesichts des andauernden Krieges gegen die Ukraine komplett aus Russland zurückziehen. „Nike hat die Entscheidung getroffen, den russischen Markt zu verlassen“, erklärte ein Sprecher. Priorität habe nun, die begünstigt vor Ort zu unterstützen, während der Betrieb in den kommenden Monaten verantwortungsbewusst heruntergefahren werde.
Amazon zeigt Software zur schnellen Stimm-Imitation
Amazon hat eine Software entwickelt, die aus weniger als einer Minute Sprache die Stimme eines Menschen nachahmen kann. Der Online-Konzern demonstrierte gestern, wie ein vernetzter Lautsprecher mit der Sprachassistentin Alexa das Buch „Der Zauberer von Oz“ Jungen mit der Stimme seiner Großmutter einem vorliest.
Instagram experimentiert mit automatischer Alterserkennung
Instagram testet in den USA die automatische Alterserkennung auf Basis eines Selfie-Videos. Die Nutzer werden dabei gebeten, einen Clip hochzuladen. Eine Software der Partnerfirma Yoti wird dann das Alter schätzen, wie die zum Facebook-Konzern gehörende Meta-Foto- und Videoplattform gestern erläuterte.
Quelle: www.tagesschau.de