SCHWEIZ
Am Schweizer Aktienmarkt zeigt sich zur Wochenmitte deutlich leichter.
So eröffnete der SMI 1,02 Prozent schwächer bei 10’372,89 Punkten und liegt auch anschliessend tief in der Verlustzone.
Die Nebenwertindizes SPI und SLI geben ebenfalls zwischenzeitlich kräftig nach.
Auch am Mittwoch kann sich der Schweizer Aktienmarkt nicht stabilisieren. Dabei wird es heute laut einem Händler einige positive Signale: So notiert der Ölpreis wieder deutlich unter den Höchstkursen und auch die Zinsen am Kapitalmarkt sind etwas gesunken. setzt der Leitindex SMI seine Talfahrt fort und markiert dennoch kurzzeitig ein neues Jahrestief. Schuld sind laut Händlern die zunehmenden Sorgen, dass die Notenbanken im Kampf gegen die anhaltend hohe Inflation die geldpolitischen Zügel zu stark straffen und damit einen konjunkturellen Abschwung auslösen könnten.
Daher steht auch am (heutigen) Mittwoch die Geldpolitik im Zentrum des Interesses. Fed-Chef Jerome Powell wird zur halbjährlichen Anhörung vor dem Bankenausschuss des US-Senats erwartet. Die Marktteilnehmer dürften wohl jedes Wort auf die Goldwaage legen und auf Hinweise auf die zukünftige Richtung der Geldpolitik analysieren. Die weltweit gehandelten US-Aktien-Futures signalisieren eine deutlich tiefere Eröffnung an der Wall Street. „Es scheint, als ob die Märkte die Angst vor einer intensiven Straffung der Geldpolitik und vor einer Rezession einfach nicht abschütteln könnten“, sagt ein Händler. Laut dem Assetmanager Carmignac droht eine Gewinnrezession. Die Unternehmen könnten die Lohnerhöhungen nicht (ganz) kompensieren und dies drückt auf die Gewinne. Damit „stimmen“ auch die Kursgewinnverhältnisse nicht mehr, was zu tieferen Bewertungen führen muss, sagt auch ein Händler. Die voraussichtlichen Halbjahresberichte dürften einen ersten Einblick dazu geben.
DEUTSCHLAND
Der deutsche Aktienmarkt muss am Mittwoch klare Abschläge hinnehmen.
So startete der DAX 1,73 Prozent tiefer bei 13’062,26 Zählern und steht auch im weiteren Handelsverlauf deutlich im Minus. Zeitweise rutschte der Deutsche Leitindex sogar unter die vielbeachtete 13’000 Punkte-Marke, konnte sich aber zuletzt wieder von dieser nach oben hin absetzen.
Nach der jüngsten Erholung am deutschen Aktienmarkt muss der DAX am Mittwoch einen erneuten Rückschlag verkraften. Die Stimmung bleibt angesichts von Inflations- und Konjunktursorgen anfällig.
Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, verweist für die wieder hochkochenden Wirtschafts- und Rezessionssorgen auch auf die gefallenen Ölpreise, die diese Bedenken ebenfalls widerspiegelten. „Solange das Damoklesschwert Rezession über dem Aktienmarkt schwebt, dürfte jede noch so kleine Erholung schnell wieder zunichte gemacht werden.“ Für den DAX sieht er nun wieder die Gefahr aus, dass das Tief im März bei 12’500 Punkten getestet werden könnte.
Besondere Beachtung dürfte an diesem Tag die Rede von Fed-Chef Jerome Powell vor dem Bankenausschuss des Senats finden. Sie folgt auf die am Mittwoch ausgesprochene, höchste Leitzinsanhebung in den USA seit 1994, die laut den Experten der Helaba deutlich gemacht hat, dass die Fed „entschieden gegen die hohe Inflation vorgehen wird“. Die Situation am US-Arbeitsmarkt ermögliche ein aggressives Vorgehen, was Powell daher bei der Anhörung wohl wiederholen werde.
WALL STREET
Die Wall Street zeigte sich am Dienstag nach dem Feiertag auf Erholungskurs.
Der Dow Jones Schloss mit einem Plus von 2,15 Prozent und ging bei 30’532,17 Punkten aus dem Handel. Der NASDAQ-Verbund obgleich daneben 2,51 Prozent auf 11’069,30 Indexpunkte zu.
Konjunktursorgen aufgrund der hohen Inflation und der dadurch notwendigen schnellen Zinswende hatten den US-Leitindex in der abgelaufenen Woche um fast 5 Prozent auf den tiefsten Stand seit Ende 2020 gedrückt. In der Woche davor war der Verlust schnell ebenso hoch gewesen. Vielen Marktteilnehmern scheint nun aber der jüngste Ausverkauf zu weit gegangen zu sein, wie auch die Anstiege an einigen asiatischen und europäischen Börsen belegen. Gestützt wird die Stimmung von Äusserungen von Präsident Joe Biden, woraufhin eine Rezession in den USA nicht „unvermeidlich“ sei.
Frische Daten vom US-Immobilienmarkt hatten kaum Einfluss auf die Indizes. Im Mai sind die Verkäufe bestehender Häuser um 3,4 Prozent gesunken. Es war der vierte Rückgang in Folge. Analysten hatten jedoch ein etwas stärkeres Minus erwartet. Der Immobilienmarkt steht unter Druck, da die steigenden Zinsen die Finanzierungen von Wohnungen und Häusern verteuern, die Verkaufspreise bei nachlassender Nachfrage einzubrechen drohen.
ASIEN
Die Märkte in Fernost präsentieren sich am Mittwoch in Rot.
In Tokio schloss der japanische Leitindex Nikkei mit einem Verlust von 0,37 Prozent bei 26’149,55 Punkten.
Auch in China dominierten die Bären. Auf dem chinesischen Festland verlor der Shanghai-Zusammensetzung bis Handelsschluss 1,20 Prozent auf 3’267,20 Punkte. Der Hang Seng in Hongkong gab daneben um 2,56 Prozent auf 21’008,34 Punkte ab.
Die Zusicht vom Vortag an den ostasiatischen Börsen ist am Mittwoch bereits wieder verfügbar. Ohnehin hatten Marktteilnehmer hinter den Aufschlägen kaum mehr als eine technisch bedingte Zwischenerholung nach der tagelangen Talfahrt vermutet. Dass von der Wall Street nach der dortigen Feiertagspause eine starke Vorlage kam, stützte die Indizes nur zu Beginn.
Danach drehten sie teilweise sogar deutlich ins Minus, weil die weltweiten Stagflationsängste, also die Sorgen vor wirtschaftlicher Stagnation bei gleichzeitig hoher Inflation, wieder die Oberhand gewonnenen und auch die Futures auf die US-Indizes absackten. Dazu passend verbilligte sich das Öl deutlich.
Im Handel war von Zurückhaltung vor einem Auftritt von US-Notenbankchef Jerome Powell zu hören. Er steht am Nachmittag (MESZ) Rede und Antwort vor dem Bankenausschuss des Senats zur Geldpolitik. Zuletzt kamen von der US-Notenbank sehr falkenhafte Kommentare mit einem klaren Fokus auf Inflationsbekämpfung und Inkaufnahme dadurch entstehender Risiken für das Wirtschaftswachstum.
Redaktion finanzen.ch / awp / Dow Jones Newswires
Quelle: www.finanzen.ch