15.06.2022
Die erste industrielle Technologielösung für das Bottle-to-Bottle-Recycling von Kosmetikflaschen aus High Density Polyethylene HDPE hat jetzt Pla.to Technology, Görlitz, vorgestellt. Neben dem Maschinen- und Anlagenbauer für das Kunststoffrecycling waren die Beiersdorf AG, Hamburg, und das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV, Freising, beteiligt.
Kosmetikflaschen aus rHDPE mit neuem PP-Verschluss. Foto: Pla.to Technology
Im Pla.to-Technikum in Görlitz wurden gebrauchte Shampoo- und Duschgelflaschen in einem wassersparenden Prozess nahezu vollständig und ohne Qualitätsverlust aufbereitet. Das aus dem bimodalen Polyethylen hoher Dichte gewonnene rHDPE-Granulat konnte vollständig wieder in den Produktionskreislauf eingebracht werden. Ausschließlich wurden aus dem recycelten Granulat wieder neue Kosmetikflaschen hergestellt, die den Qualitätsstandards von Neuprodukten entsprachen.

Mit Hilfe eines Trockenreinigers werden Verschmutzungen wie Papieretiketten und Restinhalte durch hohe Beschleunigungs- und Aufprallkräfte zerfasert. Foto: Pla.to Technology
Damit bietet Pla.to die Technologie für einen geschlossenen HDPE-Kreislauf – ohne den Zusatz von Neugranulat, das bei anderen Verfahren notwendig ist. „Unsere Lösung ist eine nachhaltige und wassersparende Möglichkeit, HDPE in großen Mengen vollständig zu recyceln“, erklärt Pla.to-Geschäftsführer Heinz R. Schnettler.
HDPE eignet sich aufgrund seiner hohen Stabilität und Reißfestigkeit sehr gut für zahlreiche Anwendungsbereiche. In der Kosmetikindustrie werden Flaschen in der Regel durch Extrusionsblasformen gefertigt und mit einem Etikett beklebt. Der Verschluss besteht meist aus Polypropylen.

Im Zick-Zack-Sichter trennt ein Luftstrom unterschiedliche Kunststoffteile entsprechend ihres Schüttgewichtes. Leichte Kunststoffe werden nach oben abgesaugt, schweres Mahlgut fällt nach unten. Foto: Pla.to Technology
Effizientes Recycling mit wenig Abwasser
Pla.to hat die gebrauchten Flaschen auf eigenen Anlagen im eigenen Demonstrationszentrum aufgearbeitet. Für das Recycling werden sie zuerst mit den Verschlüssen farblich sortiert und mit Hilfe einer Schneidmühle zerkleinert. Ein Trockenreiniger entfernt anschließend wasserfreie Inhaltsstoffe im Inneren der Flaschen. Hartnäckige Verschmutzungen werden mittels Reibung und Heißwasser im Friktionswäscher zuerst eingeweicht und dann vom Kunststoff gelöst. Danach wird der Etikettenklebstoff entfernt und das Material mechanisch und thermisch getrocknet. Der Luftstrom des Zick-Zack-Sichters trennt zum Schluss die Flaschen-, Verschluss- und Etikettenteilchen entsprechend ihres Schüttgewichtes.
- PET-Etiketten nach der Zick-Zack-Sichtung. Foto: Pla.to Technology
- HDPE- und PP-Flakes vor der Sortierung mittels NIR. Foto: Pla.to Technology
Um am Ende das HDPE für die Wiederverwendung von den anderen Bestandteilen zu unterscheiden, WIRD das Polypropylen mittels Nahinfrarot-Spektroskopie separiert. Nach der Compoundierung wird es zu rHDPE regranuliert und kann direkt wieder zur Herstellung neuer Flaschen verwendet werden.
Einsetzbar wie HDPE-Flaschen aus Neumaterial
Im Projekt hat Pla.to auf diese Weise rHDPE für die Herstellung von 20.000 Flaschen recyceln können. Diese haben alle erforderlichen Prüfungen bestanden: Sie sind maßhaltig, stabil, geruchsfrei und weisen keine Fehlstellen wie Stippen oder Einschlüsse auf. Wie Behälter aus Neumaterial lassen sie sich mit Etiketten bekleben und schließen mit einem neu aufgesetzten PP-Verschluss dicht. „Damit beweisen wir, dass HDPE effizient, nachhaltig und wasserarm im industriellen Maßstab vollständig recycelt werden kann“, hebt Geschäftsführer Heinz R. Schnettler hervor.
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Quelle: www.kunststoffweb.de