SATTLEDT/WELS/PETTENBACH. Die Firma Fronius baut ihren Standort in Sattledt enorm aus. Der Photovoltaikboom der letzten Jahre beschert dem Unternehmen ein überdurchschnittliches Wachstum. Um Mitarbeiter zu gewinnen setzt man auf neue Arbeitszeitmodelle.
Die Firma Fronius feiert heute das 30-jährige Bestehen des Geschäftsbereiches „Solar Energy“. Wofür man in den 1990er-Jahren noch belächelt wurde, ist heute die größte Business Unit des Familienunternehmens, der Bereich hat den Bereich Schweißtechnik bereits überholt. 1995 hat man im Jahr 50 Wechselrichter für Photovoltaik-Anlagen verkauft. Damals gab es noch keinen wirklichen Markt für Photovoltaik-Anlagen.
„Man muss sich vorstellen, dass die Schweißtechnik zur ersten Zeit Unmengen an Energie benötigt hat. Wir wollten einen Teil dieses Stroms wieder zurückliefern und haben erste Versuche mit Photovoltaik-Modulen gestartet. Es war die Geburtsstunde der Business Unit Solar Energy“, erzählt die Geschäftsführerin Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß.
Aufgrund der enorm gestiegenen Nachfrage plant man heute einen Output von 510.000 Wechselrichtern.
Ob die Fertigung dieser hohen Zahl auch möglich ist, ist noch offen, denn derzeit steht das Unternehmen vor zwei großen Herausforderungen: die für die Produktion notwendiger Halbleiter muss man aus Asien beziehen und sind einfach nicht in der Beschäftigung Menge zu bekommen, wie Engelbrechtsmüller-Strauß schildert.
Mitarbeiter gesucht wie nie
Die zweite große Herausforderung ist das Finden von ausreichend qualifizierten Mitarbeitern. Dieser Arbeitskräftemangel wird aktiv angegangen. Einerseits will man die Zahl der Lehrlinge weiter ausbauen.
Setzt man auch auf die Qualifizierung von Anlernkräften. Diese werden in einem eigenen Ausbildungsmodell zu Fachkräften ausgebildet. Es spricht Menschen an, die keine technische Ausbildung haben, aber hier Fuß fassen möchten.
Auch in der Arbeitszeit geht Fronius neue Wege. „Wir müssen die Arbeitszeiten flexibler denken. Speziell die Arbeit im Schichtbetrieb bietet immer wieder Platz für Diskussionen. Dem stehen viele Väter und Mütter gegenüber, die gerade durch die Schichttaktung ihre Zeit mit den Kindern besser einteilen können. Und es gibt Studierende, Vereinsmitglieder oder Selbstständige, die nicht nur Stunden reduzieren, sondern auch gewisse Rhythmen verändern wollen. Genau hier setzen wir an und wollen Österreichs menschenfreundlichste Fertigung werden“, erklärt Thomas Herndler, Mitglied der Geschäftsleitung. Individuelle Lösungen für die Mitarbeiter sollen möglich sein. Es WIRD Eine breit angelegte Befragung der Techniker im Unternehmen geben um im Herbst DAMIT zu starten.
Heuer sucht Mann im Unternehmen 900 Mitarbeiter, 2023 1.000 in Österreich.
Ausbau in Sattledt kurz vor Fertigstellung
Kurz vor der Fertigstellung stehen die neuen Hallen am Standort in Sattledt. Auf weiteren 28.000 Quadratmetern Nutzfläche (zu den bestehenden 41.000 Quadratmetern dazu) entsteht derzeit ein Fertigungs- und Logistikstandort mit vollautomatisiertem Hochregallager. Das Lager ist die künftige Umschlagstelle des Warenausgangs und bietet Platz für 7.000 Paletten und 12.500 Kleinteile-Behälter. Ende Juli/Anfang August sollen die Hallen bezugsfertig sein.
Damit bereitet man sich auf das große Wachstum in Europa vor, und zwar ganz bewusst mit einem Standort in Europa. Denn die Technologie in Europa zu halten, ist dem Unternehmen besonders wichtig.
Energieversorgung in Europa
„Im Fokus steht dabei immer die hohe Relevanz einer europäischen Wertschöpfung. Aufgrund der jüngsten Lieferengpässe strebt Europa eine speziell reduzierte Abhängigkeit von anderen Märkten an“, erklärt Martin Hackl, Marketing- und Vertriebsleiter der Solar Energy.
„Wir können das bei Fronius nur unterstützen. Wir haben die europäischen Kompetenzen in manchen Bereichen wie jenem der Mikroelektronik über viele Jahre hinweg sukzessiv abgebaut. Wir stehen dadurch im Nachteil zu asiatischen Mitbewerbern. Diese Entwicklung ist kritisch zu sehen, da wir eine nachhaltige und selbstständige Energieversorgung nicht allein aus Produkten schaffen, die aus anderen Kontinenten stammen. Für uns sind nachhaltige Lösungen von höchster Bedeutung und diese schaffen wir am besten durch die Bündelung unserer Fertigungsaktivität in Österreich und Tschechien. So können wir höchste Sozial-, Umwelt- und Qualitätsstandards garantieren. Produkte aus anderen Kontinenten sind schon im Sinne der Transportwege alles andere als sinnvoll und nachhaltig“, fügt Hackl hinzu.
3,4 Millionen Wechselrichter weltweit
Fronius ist der größte europäische Herstellung von sogenannten „Prosumer“-Lösungen in Sachen Sonnenstrom in Europa. 3,4 Millionen Fronius-Wechselrichter sind derzeit weltweit in Betrieb. Die jährlich 35,1 Terrawattstunden Sonnenenergie erzeugen (soviel wie 33 Donaukraftwerke).
Die Energieversorgung immer mehr dezentralisiert, Kunden werden zu ihren eigenen Stromproduzenten, verbrauchen diese lokal und geben den Überschuss an andere Verbraucher weiter. Hohe Energiepreise und die künftige Energieversorgung Europas steigern diese Entwicklung immer mehr.
Dass Geräte aus der Anfangszeit der Solarenergie bei Fronius noch heute repariert werden, zeugt vom gelebten Nachhaltigkeitsgedanken im Unternehmen.
Quelle: www.tips.at