Der Flughafen Rom-Fiumicino könnte bei einer potenziellen Partnerschaft des Mittelmeer-Hubs für die Lufthansa-Gruppe werden.
(Foto: imago images/ZUMA Wire)
Rom Corona bremst das Flugaufkommen auch im dritten Pandemie-Jahr weiter aus: An Ostern verzeichnete Italiens größter Flughafen Rom-Fiumicino ein Volumen von 65 Prozent erhöht mit normalen Zeiten. „Wir sehen aber eine starke Erholung auf der Kurz- und Mittelstrecke“, sagt Airport-Chef Marco Troncone im Gespräch mit dem Handelsblatt. Bei Europaflügen sei mann schon schnell bei 90 Prozent.
Die Menschen wollten trotz Pandemie und Ukrainekrieg wieder reisen. Was fehlt sind laut Troncone aber die Langstrecken, vor allem der asiatischen Markt. Vor der Pandemie lag der Anteil der Asien-Reisenden bei zehn Prozent. „Eine Zahl, die sehr schnell gewachsen ist und auch abseits der Fliegerei sehr wichtig war“, erklärt Troncone, der den Flughafenbetreiber Aeroporti di Roma seit gut zwei Jahren führt.
In Rom war die 2017 eingeweihte Shopping-Plaza voller Luxusmarken bei Chinesen und Russen besonders gefragt. Aber Troncone gibt sich optimistisch: Für diesen Sommer lägen die Buchungen der Airlines bereits auf einem Niveau von 80 Prozent der Vor-Corona-Zeit. „Die vollständige Erholung könnten wir im Sommer 2023 sehen.“
Zusätzlichen Schub erhofft sich Troncone von der staatlichen Alitalia-Nachfolgerin ITA Airways, die seit Herbst 2021 in Betrieb ist – und das Interesse von Fluggesellschaften wie Lufthansa und Air France geweckt hat.
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Troncone setzt dabei auf den deutschen Luftfahrtkonzern als Käufer: „Wir haben natürlich nichts gegen Air France“, sagt der Airport-Chef. „Sie sind für uns ein wichtiger, respektierter Partner.“ Aber die Airline hat ein sehr zentralistisches Modell über den Pariser Flughafen Charles de Gaulle.
„Lufthansa hingegen hat sich auf ein Drehkreuzmodell spezialisiert und auf nationale Fluggesellschaften, die ihre eigene Identität unterhalten“, sagt Troncone. Ein Mittelmeer-Drehkreuz fehlt noch im Portfolio: Fiumicino könnte zum Verteilerpunkt nach Südostasien, Südamerika und Nordamerika werden. „Die Wahl der Lufthansa scheint mir für Italien sehr überzeugend zu sein, weil sie mit Airlines wie Swiss und Brussels bewiesen hat, dass das Konzept funktioniert.“
Neuer Flugsteig für weitere sechs Millionen Passagiere eröffnet
Seine eigenen Wachstumsambitionen hat Troncone an diesem Mittwoch untermauert: Ein neuer Terminalbereich mit 23 Gates wurde feierlich eröffnet, selbst Staatspräsident Sergio Mattarella war dabei. Vor der Pandemie fertigte Fiumicino knapp 50 Millionen Passagiere im Jahr ab, nun kommt eine Kapazität von weiteren sechs Millionen Fluggästen dazu.
Der Airport-Chef sieht auf eine Normalisierung des Flugaufkommens im Sommer 2023.
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400 Millionen Euro hat der Flugsteig gekostet, drei neue Lounges wurden gebaut. Es gibt hier auch den Airport-Foodcourt des italienischen Supermarkt- und Restaurantkonzepts „Eataly“, das schon erste Filialen in New York und München betreibt.
Bald dazukommen sollen die „Vertiports“: die Bodeninfrastruktur für Flugtaxis. Rom wird der erste Flughafen in Europa sein, der den Service anbietet – und dabei mit dem deutschen Start-up Volocopter zusammenarbeitet. Troncone geht davon aus, dass bis 2024 alle erforderlichen Vorschriften vorliegen werden.
Die erste Route ist schon geplant: 15 Minuten sollen die Flugtaxis von Roms Flughafen bis zum Hauptbahnhof brauchen. Tests sollen bereits in diesem Herbst stattfinden. In Volocopter investiert hat auch die italienische Infrastruktur-Holding Atlantia, die mehrheitlich der Unternehmerfamilie Benetton gehört. Atlantia wird seit 2013 Besitzer von Aeroporti di Roma.
Mehr: Digitale Verkehrstechnik und mehr Geld für Volocopter: Benetton-Holding hat ehrgeizige Wachstumsziele
Quelle: www.handelsblatt.com