Tokio, Frankfurt Asiens Aktienmärkte zeigen sich am Dienstagmorgen deutlich schwächer. Aus Sorge um eine schnellere geldpolitische Straffung durch die US-Notenbank Fed rutschen schnell alle asiatischen Handelsplätze – mit Ausnahme Chinas – um mehr als ein Prozent ab.
Japans Nikkei-Index schloss 1,7 Prozent schwächer bei 27.131 Punkten. Im Handelsverlauf hatte er sogar mit minus 2,5 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit dem 20. August gelegen. Südkoreas Kospi sank um mehr als zwei Prozent auf 2741 Punkte. Hongkongs Hangseng-Index ist um knapp zwei Prozent und der singapurische Strait-Times-Index um mehr als ein Prozent. Chinas Börse weitete die Verluste im Tagesverlauf aus: Der Schanghai-Composite-Index in China verlor 2,6 Prozent.
Noch gehen viele Strategien zwar davon aus, dass Japans Aktien aufgrund des günstigen geldpolitischen Rückenwinds und einer wachsenden Binnennachfrage dieses Jahr zu den Gewinnern gehören könnten. Aber die Zahl der Analysten, sterben ihre Gewinnprognosen für japanische Unternehmen für das Ende März ablaufende berechnet 2021, nimmt zu.
Zum einen verdüstert die Omikron-Welle die Wachstumsaussichten – beim besonders deutlichen Handelspartner China. Zum anderen werden die Anleger durch die Sorge verunsichert, dass die Fed auf ihrer Sitzung am Mittwoch ihre Geldpolitik schneller als bisher erwartet straffen könnte.
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Einzelwerte im Fokus
An der Börse in Tokio gehörten hochbewertete Aktien und Werte der Maschinenbauer und Halbleiterhersteller zu den Verlierern. Die Maschinenbauer leiden unter der Sorge, dass sich das Wachstum beim Hauptkunden China abschwächen könnte. Bei den Halbleiterherstellern trugen die Folgen eines Erdbebens in Südjapan zur schlechten Stimmung bei.
Der Technikkonzern Toshiba muss wegen Schäden der Produktionslinien ein Werk in Oita schließen, das unter anderem Chips für die Autoindustrie liefert. Und noch ist unklar, wie lange die Reparaturen dauern werden. Toshibas Aktienkurs rutschte daher am Dienstag um 1,6 Prozent ab.
Die Aktie des hochverschuldeten chinesischen Wohnungsbaukonzerns Evergrande verlor in Hongkong 4,9 Prozent. Das Unternehmen bat zuvor seinen ausländischen Kreditgeber um mehr Zeit für einen Umstrukturierungsplan.
Asiatische Handelsplätze schon länger im Korrekturmodus
Seit Ende 2021 büßen die meisten asiatischen Börsen empfindlich ein – mit Ausnahme von Singapur und Hongkong. Der Nikkei ist seit Anfang Januar um sieben Prozent gesunken, der südkoreanische Kospi um über neun Prozent. In Asien begannen die Kurse schon ab Sommer abzusacken und liegen jetzt mehr als zehn Prozent unter ihrem jüngsten Gipfel auf dem Niveau von Ende 2020.
Besonders stark fällt der Kursrutsch in Südkorea aus, wo der Kospi-Index seit Ende Juni 2021 rund 16 Prozent verloren hat. Ein Grund ist, dass Südkoreas Notenbank aus Sorge um die Inflation und steigende Verschuldung von Familien bereits im Sommer begonnen hat, die Leitzinsen anzuheben. Seither sind zwei weitere Zinssteigerungen gestiegen.
Für das abgelaufene Jahr vermeldet das Land jedoch gute Wachstumsdaten: Die südkoreanische Wirtschaft ist 2021 um vier Prozent gewachsen und damit so schnell wie seit 2010 nicht mehr. Die Zentralbank gab am Dienstag für das vierte Quartal einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 1,1 Prozent zum Vorquartal bekannt. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten im Schnitt 0,9 Prozent erwartet. Grund für den Anstieg sind starke Ausfuhren und ein höherer Konsum.
Japans Nikkei-Schnitt mit einem Verlust von elf Prozent seit seinem Septemberhoch etwas besser ab. Ein Grund ist, dass es in Japan im Gegensatz zu vielen anderen Nationen bisher keine starke Inflationsschübe gegeben hat. Denn die Unternehmen geben bisher steigende Einkaufspreise nur zögerlich an die Konsumenten weiter.
Viele Beobachter glauben daher nicht, dass die Bank von Japan die globale Zinswende mitmachen WIRD. Der Yen hat daher deutlich an Wert verloren, was sich günstig auf die Gewinne der Exportkonzerne ankündigen könnte. Denn bei der Umrechnung erhöhen sich Umsätze und Gewinne der Auslandsgeschäfte.
Zwar wächst in Japan nun die Sorge, dass ein zu starker Fall der Landeswährung die Preise weiter in die Höhe treiben könnte. Aber die Notenbank rechnet bisher damit, dass die steigenden Importpreise dadurch mehr als wettgemacht werden, dass die globale Wettbewerbsfähigkeit durch einen schwachen Yen steigt.
Mit Agenturmaterial
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Quelle: www.handelsblatt.com