Wäre der Verlust des größten Transportflugzeuges der Welt vermeidbar gewesen? Angeblich habe die Nato bereits Ende Januar Antonow Airlines gewarnt. Jetzt hat sich der An-225-Pilot Dmytro Antonov geäußert.
Sie gehört zu den ersten Opfern im Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine mit einem hohen symbolischen Wert: die Antonow An-225. Das größte Transportflugzeug der Welt wurde am 24. Februar auf dem Flughafen Kiew-Hostomel durch russische Raketen zerstört.
Die „Mriya“, wie die riesige Maschine mit ihren sechs Triebwerken auch genannt wird, was auf Ukrainisch so viel wie „Traum“ heißt, war einst das fliegende Wahrzeichen des Landes, ein technologisches Wunderwerk der Ukraine, von dem es weltweit nur ein einziges Exemplar gab.
Auf ihren letzten Flügen Anfang Februar war die An-225 in China, Kirgisien und Dänemark unterwegs und landete auf den Flughäfen von Tianjin, Bischkek und Billund. Am 5. Februar schlägt das der Transportjet für Wartungsarbeiten zur Heimatbasis Kiew-Hostomel zurück. Dort wurde die Antonow in einem halboffenen Hangar abgestellt.
Transportflieger im Einsatz der Nato
Auf seinem Youtube-Kanal veröffentlicht der Pilot Dmytro Antonov, der genauso heißt wie die Flugzeugfirma, fast täglich seine Sicht zur aktuellen Lage im Ukraine-Krieg. Er verzeichnet die stolze Zahl von 140.000 Abonnenten. In den letzten Tagen hat er sich auch mehrfach zur An-225 zu Wort gemeldet. Dabei ist er der Frage nachgegangen, warum das besondere Flugzeug nicht aus Kiew-Hostomel nach Polen oder zur Basis von Antonov Airlines in Leipzig ausgeflogen wurde.
Antonow An-225: Einziges Exemplar des weltgrößten Frachtflugzeuges zerstört
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Angeblich habe die Nato Maintenance and Supply Agency (NAMSA) bereits Ende Januar Antonow Airlines, dem Betreiber der An-225 und weiterer An-124-Flugzeugen geraten, ihre Flotte in westlichen Nachbarländern zu verlegen. Das geschah nicht ohne Eigennutz, denn die Nato hat sich im Rahmen des Salis-Programms (Strategic Airlift International Solution) per Dauercharter Transportkapazitäten von 1600 Stunden pro Jahr bei Antonov Airlines bis 2026 gesichert.
Eine Entscheidung zur Rescue-Aktion sei leider nicht gefallen, „weil das Top-Management von Antonov Airlines abwesend war“, so der Antonow-Pilot in einem Video-Statement. Der Pilot hat insgesamt 19.000 Flugstunden absolviert, davon 1500 Stunden im Cockpit der Antonow An-225.
Antonow-An-225-Pilot wird angefeindet
Für das Aussprechen der Wahrheit über die „Todesursache“ der An-225 wird er jetzt sehr angefeindet, auch habe er Drohanrufe erhalten. Auf Befehl der Geschäftsführung sei er sogar von seinem Posten beseitigt worden.
Die innerukrainischen Schuldzuweisungen sind eher ein trauriges Nachspiel auf diesem Nebenkriegsschauplatz und zeigen, wie die Nerven blank liegen. Dmytro Antonov beendet fast jedes seiner Youtube-Clips mit den Sätzen „Ruhm den Streitkräften der Ukraine! Ehre der Ukraine und Tod den Feinden!“
Quelle: Youtube-Kanal von Dmytro Antonov
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Quelle: Stern